Konzertsaal München: Prüfung von Werksgelände und Postpakethalle

Wenn Horst Seehofers Wort gilt, dass der Konzertsaal bis 2018 kommen soll, darf er sich beeilen. Im Kabinett wurde heute beschlossen, die Standorte Pfannigelände (Werksviertel) und Postpakethalle vertieft zu prüfen. Bis Ende des Jahres soll eine endgültige Entscheidung durch Staatsminister Spaenle gefallen sein.

Der Leiter der Staatskanzlei, Staatsminister Dr. Marcel Huber und Daniela Philippi, Pressesprecherin der Staatskanzlei

Hier der O-Ton des Staatsministers:

(6 MB / 5:22)

Nachtrag: Die Postpakethalle bekam nur 67 von 100 Punkten in der Bewertung. Ein Versprecher des Staatsministers.

Der Wortlaut des Pressebulletins findet sich beim BayRVR.

„Ein Schlag ins Gesicht der Staatsregierung“

Unterdessen hat der kulturpolitische Sprecher der Freie-Wähler-Fraktion davon gesprochen, dass das Engagement privater Betreiber ein Schlag ins Gesicht der Staatsregierung und der Stadt München sei. Michael Piazolo:

Für eine Fertigstellung noch in dieser Legislatur sieht Piazolo kaum noch Chancen. 2020 sei realistisch:

Gestern war vom Bariton Thomas E. Bauer das alte Heizkraftwerk in Aubing nicht nur als Ausweichspielstätte, sondern als zusätzlicher Standort eines Konzertsaals ins Spiel gebracht worden. Professor Piazolo zeigt sich offen:

Spaenle: „Eine gute Entscheidung“

In einem Kurzstatement betonte Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle, dass die heutige Entscheidung eine gute sei. Wann und wo das Eröffnungskonzert allerdings sei, darauf wollte sich der Minister nicht festlegen:

Am Mittwoch erklärt sich Staatsminister Spaenle vor dem Kunstausschuss des Bayerischen Landtags.

Anfang des Jahres fanden viele Diskussionsrunden zum Konzertsaal in München statt.
Eine Werkschau zum damaligen Stand findet sich hier.

Kunstausschuss: Spaenle sagt Prüfung von 5 Standorten für Konzertsaal zu

Kunstminister Ludwig Spaenle und der stv. Ausschussvorsitzende Oliver Jörg (CSU) (Archivbild)
Kunstminister Ludwig Spaenle und der stv. Ausschussvorsitzende Oliver Jörg (CSU) (Archivbild)
Jetzt sind es also fünf Standorte, die für einen Konzertsaal in München geprüft werden sollen. Staatsminister Spaenle gab heute im Wissenschaftsausschuss den Stand der Dinge bekannt. Nach seiner Aussage haben sich fünf Standorte „aus der Bürgerschaft herausgemendelt“. Im September soll die Entscheidung fallen.
Hier der O-Ton aus dem Ausschuss:

(4 MB / 3:55)

Prof. Michael Piazolo (FW) fragte wegen der Kosten und des Zeitplanes beim Staatsminister nach, Isabel Zacharias von der SPD fragte nach der Rolle des Bayerischen Rundfunks. Rosi Steiner (Grüne) wollte die Kriterien wissen, die für den Standort angelegt werden und brachte den Bayern-Kontext in Erinnerung. Sprich: Wird darüber nachgedacht, die Kulturförderung bayernweit zu berücksichtigen.
Darüber hinaus erinnerten Dr. Leopold Herz (FW) und Verena Osgyan (Grüne) daran, Franken nicht zu vergessen. Hier war der Standort Parkplatz Meistersingerhalle einstimmig im Stadtrat beschlossen worden.
Verena Osgyan, Minister Spaenle:

(14 MB / 12:55)

Dem stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Oliver Jörg (CSU) war die Erleichterung auch anzuhören. Er regte an, die Musikhochschule München mit in die Überlegungen einzubeziehen.

(7 MB / 6:20)

Abschließende Worte und Würdigung von Kunstminister Ludwig Spaenle:

(2 MB / 2:02)

Die Staatsregierung wird, so Spaenle, die vertiefte Standortstudie abgeben und dann eine Entscheidung treffen.. Der Zeitplan bis September ist jedenfalls ehrgeizig und klar vorgegeben.

Standortfrage #Konzertsaal soll vor der Sommerpause geklärt sein

Kunstminister Ludwig Spaenle und der stv. Ausschussvorsitzende Oliver Jörg (CSU)
Kunstminister Ludwig Spaenle und der stv. Ausschussvorsitzende Oliver Jörg (CSU)
Olympiapark? Alte Pakethalle? Finanzgarten? Oder doch Kunstpark Ost? Orte in der Suche um einen Standort für einen Konzertsaal gibt es genug, Gutachten und Machbarkeitsstudien werden angefertigt. Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle hat den aktuellen Stand in Sachen Konzertsaal im Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtages wiedergegeben. Der O-Ton:

Der Ausschussvorsitzende Prof. Michael Piazolo freute sich, dass die SPD auch endlich von der Notwendigkeit eines Konzertsaals überzeugt ist. Dabei dürfe aber nicht der Rest Bayerns vergessen werden.
Verena Osgyan (Grüne), die besonders für Nürnberg kämpft:

Und selbst Oliver Jörg, stellvertretender Ausschussvorsitzender, Franke und in der CSU, freute sich über die Abgeordneten, die sich für die Region einsetzen.

Konzertsaal München. Hinter den Bäumen.

Ein Rucksack, ein Hut.
Gut 30 Stunden hat mich die Entwicklung der letzten Slideshow gekostet. Einerseits darf unsereins ja in den Veranstaltungen rumsitzen, notieren, scripten. Andererseits spielt man zuhause dann die Dateien, Audio wie Bild, ins System ein. Und dann sitzt man noch da und überlegt, verwirft, nimmt neu auf, verwirft wieder und irgendwann sagt man mal: Jetzt langt’s. Sch***egal. So geh‘ ich raus.
Und hinterher fällt mir ein, was ich besser hätte machen können.
Ich möchte Euch mal ein wenig an den Denkstrukturen teilhaben lassen, weil es auch den Zugang zur Slide erleichtert.

Warum hast Du keine Fotos in der Slide?
Welche Fotos hätte ich nehmen sollen? Politiker oder Beteiligte auf dem Podium oder am Rednerpult des Landtags? Ich finde, dass diese austauschbar sind. Nein, genau die Reduktion auf schwarz/weiß finde ich angemessen. In der Debatte um den Konzertsaal geht es letztlich auch so zu: Schwarz/weiß. Und daraus folgt die Reduktion auf schwarze Tafeln mit weißer Schrift. Zumal das nicht von den O-Tönen ablenkt, aber einen gewissen Witz zeitigt.

Wie hast Du Deine O-Töne ausgewählt?
Im Hinterkopf spukte wohl die ganze Zeit irgendein Format rum. Ich finde diese Diskussion um einen Konzertsaal in München absurd.
Dass wir einen neuen, zusätzlichen brauchen, ist unbestritten. Die Studie zur Zwillingslösung, die erst kommende Woche veröffentlicht werden wird, zeigt das. Deswegen habe ich aus den Diskussionsveranstaltungen das genommen, was mir für meine Slide am passendsten erschien.

Hast Du die O-Töne bearbeitet?
Ja. Manchmal, damit es zielführend ist, manchmal, damit die Absurdität der Diskussionen besser herausgestellt wird. Immerhin: Wir gackern hier um ein nicht gelegtes Ei.

Warum hast Du nicht einfach Statements der Politiker eingeholt?
Wollt Ihr das wirklich? Politiker in Stanzen? Das haben wir doch seitens des Seehoferschen Watschnbaumes (Spaenle) genug. Außerdem kommen genau dessen Stanzen in der Slide zur Geltung. Und am Ende wird eh alles anders. Wir kriegen den Konzertsaal. Da bin ich mir sicher. Der Aufruhr, den wir derzeit erleben, kommt vielleicht zehn Jahre zu spät, aber nicht zu spät. Und in Diskussionen entfalten Beteiligte erst so richtig das, was absurd ist.

Und dann sind da noch die Vielschichtigkeiten…
Viele.
Und die meisten sind nur für Kenner der Materie durchschaubar.
Viel wichtiger ist mir aber, dass ich an der Stelle DANKE sage. An die Kollegin des BR, die mir den Zugang zu vielen Veranstaltungen erst ermöglicht hat, an die Kolleginnen, Followerinnen (m/w), die das alles ausgehalten haben, auch wenn es manchmal gegen ihren Strich ging. Ich erlebe beim täglichen Mehrfach-Anschauen, ja, ich bin so wahnsinnig, immer wieder neue Schichten.
Dinge, die ich vielleicht aus einer Laune so „hinrotzte“, ergeben im Gesamtwerk einen Sinn und eine neue Dimension.

Wie finden es die Politiker?
Hm. Zumindest der Sepp Dürr hats mehrfach favorisiert – auf Twitter. Michael Piazolo ist, glaub‘ ich, auch ganz froh, gut weggekommen zu sein. Was ja nicht schwer ist. Ich gebe zu, dass ich ein wenig seiner feinsinnigen Art erlegen bin und nur bedaure, dass er nix zu sagen hat.
Claudia Stamm wird mich hassen, weil ich sie im Tritonus so schön verbaut habe. ;)
Tja. Der Kunstminister wird hoffentlich trennen können - von seinem Job als Schulminister.
Frau Landtagspräsidentin empfinde ich immer als freudig, besonders, wenn ich nicht über Verwandtschaftsaffären berichte, sie nimmt den Almfrieden sicher lockerer als ihr Pressesprecher.
Sonst sehe ich den Beschimpfungen der Politikerkaste gerne entgegen. Das vergeht. ;)
Mehr Sorgen macht mir ja der BR.

Der BR?
Ja. Pont oder der Maestro, die könnten sich auf den Schlips getreten fühlen. Nur gut, dass ich das Werk im Exposé schon zwei Medienschaffenden unserer Anstalt vorgelegt habe, die eine für, die andere gegen den Konzertsaal oder der Diskussion darob verdrossen.
Klar, dass ich keinen verletzen wollte. Persönlich hat in der Sache ja niemand Schaden zu nehmen. Die politische Dimension, das verkorkste Handeln, angefangen vom Landesvater bis runter zu den Chargen ist halt was anderes. Und so unsensibel, wie die Herren und Damen agieren, darf man ihnen auch mal mit dem Besen kommen. :)

Und Eure Fragen?
Immer her damit. Gerne als Mail, gerne als Kommentar.

Konzertsaal München: Eine Burleske

Der Konzertsaal in und für München, nein, ganz Bayern, bewegt die Menschen in München, nein, in ganz Bayern, nein, in ganz Deutschland. Die Diskussionen der letzten Monate erschließen sich jedoch als Gesamtkunstwerk. Nicht der Konzertsaal, sondern die Diskussion darob ist Gegenstand.

Offenlegung:
Ich bin Konzertsaalbefürworter, aber mit Humor. Ich erhoffe mir diesen auch von den Akteuren der Burleske.

Das Karussell der Beleidigten …

„Schorsch, mir is fad, wos machmern?“
„Diskutiern ma an Konzertsaal!“
„Jo. Scho.“

Der von mir überaus geschätzte @Robbish_ führt Miniaturdialoge dieser Art jeden Tag auf Twitter. Bei der gefühlt 372. Auflage der Diskussion um einen neuen Konzertsaal in und für München wünschte ich mir die Gelassenheit eines Robbish_, um die ständigen Wiederholungen eines Hans-Georg Küppers und Ludwig Spaenles ertragen zu können. Leider war ich zum Dasitzen und Zuhören verdammt. Auch keine schlechte Übung, wenn man weiß, dass man sich zu späterer Stunde über die Aufführung einer Diskussion zu einem Gespenst auslassen kann.
Dieses Mal also in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Neu im Karussell der Beleidigten waren dieses Mal Mariss Jansons, der Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und zu Teilen Thomas E. Bauer, Bariton und wie Jansons vehementer Befürworter einer neuen Spielstätte im Millionendorf. Die Positionen von Spaenle und Küppers will ich hier nicht wiedergeben. Sie haben sich im Vergleich zur letzten Woche beim SZ-Forum nicht geändert.
Mariss Jansons, Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, hatte sich schon wieder beruhigt, nachdem er auf einer Pressekonferenz seines Hauses beklagt hatte, dass er zum Narren gehalten worden sei:

Mariss Jansons hat das Preisgeld des Ernst-von-Siemens-Musikpreises in Höhe von 250.000 Euro für einen neuen Konzertsaal versprochen.
Thomas Bauer ist Bariton. Er hat in Blaibach einen Konzertsaal initiiert und ist vielleicht derjenige, der endlich mal mit einer konstruktiven Idee in den Ring trat. Alle reden über einen Standort, Bauer rückte den Fokus zurecht. Es muss ein Konzept her. Seiner Meinung nach heißt das: Konkreter Plan, Menschen bewegen, Geld zu spenden, einen Standort suchen, bauen. Wie in Blaibach. Also die Idee, dann die Finanzgeber, dann der Standort, aber der sehr konkret.

In München wird die Standortfrage scheitern. Derzeit. Das ist der Unterschied zu Blaibach. Es gibt zu viele diskutierte Möglichkeiten. Und es gibt Seehofer, der im Schulterschluss mit Dieter Reiter, dem Münchner Oberbürgermeister, versuchte, die Diskussion zu beenden und sein Master-Plänchen durchzudrücken. Und dann bleibt noch Ludwig Spaenle.
Dem Kunstminister Spaenle war es sichtlich unangenehm, statt seines Chefs Seehofer auf dem Kohlenstuhl sitzen zu müssen. Je länger die Befürworter eines Konzertsaals sprachen, desto unruhiger wurde er. Er schnitt Grimassen. Ein Phänomen, das man bei Spaenle immer beobachten kann, wenn er sich nicht von der Mehrheit der Zuhörer getragen fühlt und er fast platzt, weil er der Meinung ist, dass er alles besser weiß. Ich stelle diesen Umstand nicht mal in Abrede, aber mit seinen Stanzen kommt er auch nicht weiter. Wie beim Gymnasium. Aber das ist ein ganz anderes, vielleicht auch weiteres Feld.
Er versuchte den Spagat zwischen Ministerpräsident, Volk und ähm ja:

Immerhin machte er glauben, dass ihm beim Abend in der Akedemie ein Licht aufgegangen sei.

Ansonsten: Nichts Neues an der Konzertsaalfront.

Konzertsaal München: Fast wissen wir, dass, …aber wo?

Das Podium im Lenbachhaus diskutiert über den Konzertsaal
Neuerliche Diskussion um den Konzertsaal München. Diesmal ausgerichtet von der Süddeutschen Zeitung im Künstlerhaus am Lenbachplatz. Seit Gustl Mollath hat kein Thema die Leser der SZ mehr bewegt als die Frage, ob es einen zusätzlichen Konzertsaal für München braucht, und wenn ja: wo. Wolfgang Krach und Sonja Zekri moderierten den Abend. Hier dokumentiere ich die Eingangsstatements der Teilnehmer auf dem Podium. Den Schluss überlasse ich dem Gebeutelten des Abends, dem Kunstminister.

Waltraud Meier sagt, dass ein Konzertsaal vor allem die Musik so ertönen lassen soll, wie sie vom Komponisten gedacht ist. Von der kleinsten Stille bis zum Fortissimo. Neben dieser Frage wirft Meier die Problematik auf, dass niemand derzeit wisse, wo man in der Umbauphase des Gasteigs hin solle. Ein neuer Konzertsaal müsse sich auch im Probenbetrieb öffnen:

Direkte Frage von Wolfgang Krach an den Kunstminister: „Herr Spaenle, für die Katastrophe sind Sie der verantwortliche Minister, wie Frau Meier sagt. (…)“ Und fragt nach, was denn die Meinung von Spaenle sei. Spaenle sieht sich (wie den ganzen Abend) in der Defensive und verteidigt zuerst seinen Chef, den Ministerpräsidenten:

Der Kunstminister verdeutlicht, dass die Staatregierung im Falle eines Konzertsaalbaus wohl eher dem Standort Deutsches Museum (Museumssaal) zugetan sei. Bleibt abzuwarten, wie viel Druck Seehofer und vor allem Spaenle auf das Museum ausüben können.
BR-Intendant Ulrich Wilhelm muss sich für seine Aussage rechtfertigen, dass der BR keinen Saal bauen dürfe, macht aber auch deutlich, dass sich der Sender an der notwendigen technischen Ausstattung messen lassen wolle:

Der Dirigent Steven Sloane erzählt, wie der Hergang in Bochum war. Dort soll nächstes Jahr ein Konzertsaal eröffnet werden. Und Bochum hat im Gegensatz zu München weniger gute Voraussetzungen. Es fehlt das Geld. Sloane verdeutlicht in seinem Eingangsstatement, dass Bürgerbewegung sein müsse, dann würde sich auch die Politik bewegen:

Provokant ist die Einstiegsfrage an Hans-Georg Küppers, den Kulturreferenten Münchens. Was er denn gegen einen Konzertsaal habe. Nichts, antwortet der. „Aber“, so Krach, „Sie tun auch nichts dafür?“

Die Debatte, die folgt, ist aufschlussreich. Teile können Sie auf Twitter nachlesen, der Hashtag #Konzertsaal hilft weiter. Die Süddeutsche fasst ihre Veranstaltung auch zusammen. Der BR berichtet in Text und Audio.

Kurzfassung des Debattenschlusses: Alle sehen sich in 10 Jahren in einem neuen Konzertsaal. Wo der allerdings steht, darauf will (und kann) sich keiner festlegen. Die härteste Kritik des immer wieder murrenden, applaudierenden, buhenden Publikums muss Kunstminister Spaenle als politisch Haupt-Verantwortlicher einstecken. Deswegen soll er hier nochmal zu Gehör kommen und den Stand der Dinge darstellen:

Nach zwei Stunden mehr oder minder Rumgegurke auf der Bühne bleibt als Erkenntnis: Der Vorhang auf und alle Fragen offen.

Warum kann’s Blaibach - eine weitere Konzertsaaldiskussion.

Thomas Bauer, Peter Haimerl und Toni Schmid diskutieren über den Konzertsaal in Blaibach und seine Auswirkungen auf München.
Blaibach ist ein Oberpfälzer Dorf im Bayerischen Wald. Rund 2000 Einwohner, eine Kirche, ein Schloss – und ein Konzertsaal. Damit hat Blaibach etwas, das in München nach wie vor heftig diskutiert wird und umstritten ist. Das Kleinod im Bayerischen Wald ist allerdings nicht auf die große Sinfonik ausgelegt, eher auf Kammermusik und – es steht nicht nur für klassische Aufführungen zur Verfügung, sondern ebenso der Viechtacher Stadtkapelle wie auch Jazz-Ensembles offen. Der Sänger Thomas Bauer und der Architekt Peter Haimerl kamen auf die Idee, in dieses dem Strukturwandel anheim fallende Dorf einen Konzertsaal zu bauen. Im Rahmen eines Dialoges der Bayerischen Architektenkammer stellten die beiden das Projekt und die Umsetzung vor.

(Audio: 6:34 / 6,3 MB)

Insofern kann Blaibach etwas, das München nicht kann: Vorbild sein, dass am Ende aus einer Idee konkret Begreifbares, Begehbares, sinnlich Erfahrbares wird. Sollte der Abend in der Bayerischen Architektenkammer das gebracht haben, dann ist viel erreicht, dass der Hochdruck aus der Diskussion herausgenommen wurde und eine gemeinsame Lösung angestrebt werden kann.

Hinweis: Die schlechte Tonqualität bitte ich zu entschuldigen. Die Aufnahme wurde freundlicherweise von der Architektenkammer gefertigt, Journalisten hatten keinen Einfluss auf die Aufnahmegeräte.

Sie können sich für einen Konzertsaal einsetzen, die Petition zeichnen Sie hier.

G’red’t g’hört. Vom Spiel der Kommunikation.

Screenshot Online-Petition, Sonntag, 15.02.2020, 5:07 Uhr
Screenshot Online-Petition, Sonntag, 15.02.2020, 5:07 Uhr
„Jeder gemütskranke König in der 3. Generation wäre hier gerade hilfreicher als das armselige politische Personal des Freistaats Bayern, kann das sein?“ – Dieser Satz steht so auf der Seite 3 der Süddeutschen Zeitung vom 14./15.02.2020 und soll von Professor Bazon Brock stammen. Getätigt hat er ihn, so die SZ, auf der Geburtstagsfeier von Hubert Burda. Auf der soll der Konzertsaal München wohl auch ein Thema gewesen sein.
Die Bayern und das Gemüt. Dass in der Konzertsaaldebatte durchaus auf hohem Niveau diskutiert wird, Argumente statt Maßkrügen fliegen, ist ein augenfälliger Aspekt. Nicht, dass man dem Bayern attestieren müsse, er sei der Bierdimpfeligkeit entwachsen, das kann er zur rechten Zeit immer noch gut, nein: es ist auch nicht der vermeintlichen „Hochkultur“ geschuldet, dass hier emotional, aber ohne Dreck zu werfen diskutiert wird. Der Konzertsaal ist Gegnern wie Befürwortern ein Herzensanliegen. Wenn man, so wie ich, Twitter durchfiltert nach „#Konzertsaal” oder „Konzertsaal“. Vielleicht fallen die kritischen Stimmen auch nur deswegen nicht so auf, weil sie den Hashtag meiden - oder meine Filterbubble zuschlägt. Wobei ich meine Follower nicht nach Gegner- oder Befürworterschaft sortiere.
Sicher hat München größere und drängendere Probleme als einen Konzertsaal. Flüchtlinge, allgemeine Wohnungsnot, ein allgemeines Preisniveau, dass einen die Ohren anlegen lässt, die Liste ließe sich lang fortsetzen. Und in Abrede mag niemand stellen, dass der Konzertsaal eher ein Thema weniger Menschen denn der breiten Masse ist. Und doch: Vergessen wir nicht, dass das Drumherum um einen Konzertsaal nicht zu vernachlässigen ist. So ein Konzertsaal ist ja nicht nur ein seelenloser Betonklotz, der in der Gegend steht, er ist erfüllt mit Leben und erfüllt andere Zweige mit Leben, die Bauwirtschaft, den Tourismus allgemein und, ja, die „Konzerttouristikbranche“ im Speziellen. Apropos Konzerttouristikbranche: Eine schon (teils spöttisch) diskutierte Variante zu einem Konzertsaal in München wäre eine ausgeprägte Reisetätigkeit gerade des vornehmlich heimatlosen Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die Busse des BRSO wären dicht gefolgt von den Bussen der Konzertbesucher, die durch Bayern und seine Gauen fahren würden. Die Busunternehmer würden sich die Hände reiben. Und wie ich diese Branche kenne, gäbe es schnell findige Unternehmer, die das Glas Prosecco und Fingerfood bei Hin- und Rücktransport einpreisten, mit entsprechendem Aufschlag versähen und gut verdienten. Abgesehen von den Bildern, die in meinem Kopf ablaufen, weil ich die Busbranche nach zehn Jahren als Fahrer doch recht gut kenne, ist da wenig dran, dem der „gemeine“ Konzertinteressent etwas Angenehmes abringen könnte.

Das schlechte Schweigen

Das Neue Odeon im Ensemble. (Entwurf: Markus Krempels)
Das Neue Odeon im Ensemble. (Entwurf: Markus Krempels)
Die Debatte ist also in vollem Gange. Und als sicher darf gelten, dass man in der Staatskanzlei sehr wohl wahrnimmt, welcher Protest sich regt. Vom Bariton Christian Gerhaher, der im Konzert um Protest bittet bis hin zu Dirigent Andrea Marcon, der den Text einer zuvor von ihm dirigierten Bach-Kantate rezitiert und auf München münzt.
Auffällig ruhig sind die Münchner Philharmoniker. Das mag das wenig verwundern. Sie sind in Lohn und Brot der Stadt. Und wes‘ Brot ich ess‘, des Gasteig-Umbau begrüße ich. Nur: Hilft Schweigen der Sache?
Es mutet an, als ob das Schweigen für einen verbesserten Konzertsaal im Gasteig in Kauf genommen würde um einer Stagnation des Musiklebens in München. Denn: auch nach einem Umbau gibt es keinen Platz mehr für die wachsende Zahl der Klassikfreunde.
Zumal das Schweigen auch noch eine unheilige Folge hat: Es ist ja nicht nur der Wettbewerb der Münchener Orchester und die Stagnation in der Entwicklung, sondern: Es wird weiterhin keine Planungssicherheit geben. Weder für Philharmoniker, Symphonieorchester, private Konzertveranstalter noch - international. Viele „Stars“ meiden den Gasteig wegen der Akustik, meiden also München mit seinem lebendigen Klassikleben. Schon jetzt. Und das soll sich bessern mit einem Wanderzirkus zwischen Herkulessaal und Gasteig?
Aus diesem Traum sollten die Philharmoniker aufwachen.

Und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks?

Die Musiker, die Dirigenten, der Manager - sie äußern sich treffend, wie schon oben am Beispiel von Andrea Marcon gezeigt.
Also alles gut?
Was mir fehlt: Nicht alle zur Verfügung stehenden Kanäle werden bespielt und ausgezunutzt. Das punktuelle Schweigen und Nicht-Gebrauchen eines eigenen Kommunikationsweges ist aber eher unklug, wenn man das gute Ziel einer „eigenen“ Heimstatt verfolgt. Alleine, um den derzeit zwischen ziemlich vielen Fronten stehenden Intendanten Ulrich Wilhelm zu entlasten und gewissermaßen aus der Schusslinie zu kriegen, wären einfache Informationen hilfreich. Mit Bordmitteln, wie ich als Linuxer sagen würde. Die Kolleginnen und Kollegen Journalisten im Funk mühen sich. Der Konzertsaalverein müht sich, über 10.000 Münchner, die die Petition bislang unterzeichneten, sind kein Pappenstil. Die Freunde des Symphonieorchesters sind rührig.

Was kostet eigentlich so ein Konzert im Hintergrund? Logistisch: Was kostet ein Transport von Instrumenten, Noten, Notenständern, Kleiderkoffern, Zubehör? Was kosten die Männer/Frauen, die den Transport, den Aufbau und Abbau bewerkstelligen? Was kostet die Saalmiete? Und daraus resultierend: Wie setzt sich ein Defizit zusammen, vielleicht auch im Hinblick auf den Herkulessaal? Das und andere Posten sind Argumente, um Verständnis dafür einzuwerben, dass der BR den Konzertsaal nicht mitfinanzieren darf, gleichwohl aber Kosten auf sich nimmt, um Musik zu Gehör zu bringen. Dürre Zahlen.
Dürre Zahlen, die dem einen oder anderen Bayern das Gemüt beruhigen würden und ihn vielleicht auch zu einer anderen Entscheidung bewegten.
Einen zusätzlichen Konzertsaal für München zu bekommen, ist nämlich gar nicht so abwegig, auch wenn der Beschluss von Staatsregierung und Mehrheit des Landtages derzeit entgegensteht.