Günther Felbinger, bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler im Bayerischen Landtag.
Naturgemäß sieht das Kultusministerium alles durch die von Finanzminister Markus Söder zur Verfügung gestellte Super-Super-Brille. Genauso naturgemäß rechnet die Opposition zum Schuljahres-Ende dem Kultusminister seine Versäumnisse in der Schulpolitik vor. Hatte vor zwei Jahren ein SPD-Abgeordneter die wenig lustige Idee, Ludwig Spaenle ein Jahreszeugnis auszustellen, übrigens im Verbund mit dem gegenseitig so treu ergebenen BLLV, so sind nach der Wahl zumindest die Leuchtturmprojekte der Geißelung bayerischer Schulpolitik durch die Opposition merklich auf Normalmaß geschrumpft. Sprich: Zahlenmaterial statt Aktionismus.
Das Zahlenmaterial indes kann man natürlich auch wesentlich besser auslegen. So oder so. Günther Felbinger von den Freien Wählern hat das heute getan. Und kommt zu dem erschreckenden Schluss, dass das System Schule irgendwann explodieren muss, wenn es so weiter geht. Trotz demografischer Rendite, die im Bildungssystem bleibt, gehen dem Freistaat die Lehrer aus. Trotz vieler Studenten, die die Lehramtsprüfungen geschafft haben, werden nur wenige eingestellt. Und die Flüchtlinge, die beschult werden müssen, werden nicht weniger. Dazu gehen immer mehr Kinder auf die oft geschmähte Mittelschule.
Die wichtigsten Passagen von Günther Felbinger im Zusammenschnitt:
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Nachtrag: Sobald die Zahlen in digitaler Form vorliegen, ergänze ich diese hier.
Update (17.47 Uhr): Die Zahlen der Tischvorlage finden sich hier.
Podium der vbw im Literaturhaus München. Thema: Wirtschaftsunterricht.
Eine GfK-Studie will an den Tag gebracht haben, dass Schüler sich mehr Wirtschaft in der Schule wünschen. An Zufälle mag man nicht glauben, aber just zu dieser Zeit veranstaltete die Vereinigung der Bayerishen Wirtschaft (vbw) ein Panel zu diesem Thema. Bertram Bossardt von der vbw führte in das Thema ein:
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Professor Hans Kaminski, der eine Studie für die vbw erstellt hat, skizzierte in seinen Erläuterungen zur Studie, wie denn Schulbücher beschaffen sein sollten, die im Wirtschaftsunterricht eingesetzt werden können:
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Doch: Wie sieht das Kultusministerium das Ansinnen der vbw? Es ist der vereinigung ja nicht abgeneigt, da sich sonst manches Projekt, das nicht in Lehrplänen verankert ist, nicht realisieren ließe, um bayerische Schüler noch wirtschaftsfreundlicher hinzubekommen. Herbert Püls, Ministerialdirektor im Schulministerium, zum Wirtschaftsunterricht in der Schule. Mit einem kleinen Exkurs in die Kindheit des MD:
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Bleibt die Frage nach den Schulbüchern. Oder soll es nur noch Richtlinien geben statt Schulbüchern? Lehrer und Schüler könnten sich ihre Materialien aus dem Internet oder in digitaler Form holen. Ministerialdirektor Herbert Püls:
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Wie könnte Wirtschaftsunterricht in Verbindung mit der Praxis aussehen? Praktika? Fortbildungen? Herbert Püls:
Thomas Bauer, Peter Haimerl und Toni Schmid diskutieren über den Konzertsaal in Blaibach und seine Auswirkungen auf München.
Blaibach ist ein Oberpfälzer Dorf im Bayerischen Wald. Rund 2000 Einwohner, eine Kirche, ein Schloss – und ein Konzertsaal. Damit hat Blaibach etwas, das in München nach wie vor heftig diskutiert wird und umstritten ist. Das Kleinod im Bayerischen Wald ist allerdings nicht auf die große Sinfonik ausgelegt, eher auf Kammermusik und – es steht nicht nur für klassische Aufführungen zur Verfügung, sondern ebenso der Viechtacher Stadtkapelle wie auch Jazz-Ensembles offen. Der Sänger Thomas Bauer und der Architekt Peter Haimerl kamen auf die Idee, in dieses dem Strukturwandel anheim fallende Dorf einen Konzertsaal zu bauen. Im Rahmen eines Dialoges der Bayerischen Architektenkammer stellten die beiden das Projekt und die Umsetzung vor.
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Insofern kann Blaibach etwas, das München nicht kann: Vorbild sein, dass am Ende aus einer Idee konkret Begreifbares, Begehbares, sinnlich Erfahrbares wird. Sollte der Abend in der Bayerischen Architektenkammer das gebracht haben, dann ist viel erreicht, dass der Hochdruck aus der Diskussion herausgenommen wurde und eine gemeinsame Lösung angestrebt werden kann.
Hinweis: Die schlechte Tonqualität bitte ich zu entschuldigen. Die Aufnahme wurde freundlicherweise von der Architektenkammer gefertigt, Journalisten hatten keinen Einfluss auf die Aufnahmegeräte.
Finnland will die Schreibschrift abschaffen. Die Katholische Erziehergemeinschaft in Bayern (KEG) ist explizit dafür, die Schreibschrift beizubehalten.Die Vorsitzende Ursula Lay betonte: „Kinder erreichen bessere Lernfortschritte beim Lesen und bei der Rechtschreibung. Sie erinnern sich vielleicht (oder es geht Ihnen noch heute so), wenn Sie über die korrekte Schreibweise eines Wortes verunsichert sind, notieren Sie es in Varianten, um die Richtigkeit zu überprüfen. Schreiben ist zunächst Verbinden der Buchstaben zu Worten, Worte werden zu Sätzen, Sätze zu Texten. Die gesamten Bewegungsabläufe werden gespeichert und automatisiert. Kinder können sich so beim Geschichten verfassen mehr auf die Inhalte konzentrieren. Die Schreibschrift entlastet, weil sie automatisch abläuft.“
Die schriftliche Fassung:
Um es gleich vorweg zu sagen: Ja, unsere Kinder müssen auch den Umgang mit dem Computer lernen, sogar frühzeitig. Dennoch ist es meiner Meinung nach noch wichtiger, dass Kinder Struktur, Schönheit und Bedeutung einer Sprache mittels Handschrift erlernen.
Zunächst einmal schulen Kinder ihre Feinmotorik. Bei den vorbereitenden Übungen und beim Erlernen der Handschrift halten sie Stifte in der Hand, die genauer als bei einer Druckschrift geführt werden müssen, damit einzelne Buchstaben zu einem Wort verbunden werden. Kinder erreichen bessere Lernfortschritte beim Lesen und bei der Rechtschreibung. Sie erinnern sich vielleicht (oder es geht Ihnen noch heute so), wenn Sie über die korrekte Schreibweise eines Wortes verunsichert sind, notieren Sie es in Varianten, um die Richtigkeit zu überprüfen. Schreiben ist zunächst Verbinden der Buchstaben zu Worten, Worte werden zu Sätzen, Sätze zu Texten. Die gesamten Bewegungsabläufe werden gespeichert und automatisiert.
Ursula Lay, Vorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft in Bayern (KEG)
Kinder können sich so beim Geschichten verfassen mehr auf die Inhalte konzentrieren.
Die Schreibschrift entlastet, weil sie automatisch abläuft. Diverse Studien haben gezeigt, dass Kindern das Lernen besser gelingt, wenn sie Inhalte handschriftlich statt mit dem Computer notiert haben. Man merkt es sich besser. Das lässt sich exemplarisch an einer Berufsgruppe sehr gut ablesen: Journalisten. Die überwiegende Mehrheit ist mit Block und Stift unterwegs und kann danach präzise und strukturiert wiedergeben, was Inhalt der Veranstaltung war.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch auf einen wichtigen Aspekt hinweisen. Viele meinen, dass es reicht, nur Druckschrift zu unterrichten. Im Computerzeitalter bekämen Kinder ja keine Schreibschrift mehr zu sehen. Dabei geht es aber nicht um die Sichtbarkeit von Schreibschrift alleine. Die Feinmotorik, die in der Jugend trainiert wird, bleibt bis ins hohe Alter. Schreiben ist eine Kulturtechnik, die im Verbund mit anderen die ästhetische und künstlerische Komponente des Menschen beeinflusst. Für das Zeichnen und Anfertigen von Skizzen werden diese Fähigkeiten genutzt. Bildende Künstler, Architekten, Schriftsteller halten ihre Werke auf Papier fest.
Schreiben ist eine Kulturtechnik. Ich betone das deshalb nochmal, weil während des Schreibvorganges die Hirnbereiche aktiviert werden, die auch dem musischen Bereich zugeschrieben werden. Diese brauchen wir wie auch die logischen Areale, um komplexere geistige Vorgänge abwickeln zu können. Nicht, dass jedes Kind, das nur noch mit Druckschrift oder gar nur noch am Computer das Lesen und Schreiben lerne, unmusisch, kulturell nicht bildungsfähig oder -willig sei, aber Entwicklung wird durch die Vermittlung von Schreibschrift gefördert. Die Persönlichkeit wird ganz anders herausgebildet. Wer von uns war nicht stolz auf seine Handschrift, wenn sie Lob von außen erfuhr? Mit einem handgeschriebenen Text identifiziere ich mich mehr.
Um zum Anfang zurückzukehren: Ja, Kinder müssen den Umgang und das Schreiben am Computer lernen. Frühzeitig. Bevor sie abhängig von einer funktionierenden Technik werden, lasst sie das sein, was sie sind: Kinder, die ein Recht haben, sich zu Persönlichkeiten zu entwickeln. Das Erlernen der Schreibschrift ist dafür unverzichtbar.
Der Beitrag erschien zuerst in der Mittelbayerischen Zeitung als Gastkommentar von Ursula Lay.
Offenlegung: Der Autor ist Pressereferent der Katholischen Erziehergemeinschaft in Bayern.
Das Schlachtschiff Bayerisches Gymnasium befindet sich weiter in schwerem Wasser. In der Süddeutschen Zeitung (hier online)wird unter anderem Karl-Heinz Bruckner, Vorsitzender der Bayerischen Direktorenkonferenz, zitiert: „Mir hat sich der Magen umgedreht.“ Am 12. April 2013 wurde im Kultusministerium das Flexibilisierungsjahr vorgestellt. Damals zeigte sich Bruckner noch befriedigt bis erfreut:
Max Schmidt, Vorsitzender der Philologen, hielt bis zur Wahl ruhig, dann wurde die Unruhe im Verband zu groß. Auch er ist mittlerweile für ein G9. Am 12. April 2013 war auch er freundlich, erfreut über das Flexijahr und nahm gerne an der Vorstellung im Kultusministerium teil:
Susanne Arndt, die Vorsitzende des Landeselternverbandes Gymnasium (LEV Gym) hingegen muss nicht beidrehen, sie hält die im Raum stehenden 25 Prozent, die das G9 in Anspruch nehmen werden, für realistisch. Am 12. April 2013 gab sie dieses Statement ab:
Bleibt Ludwig Spaenle. Nunja. Dessen Aussage kann auch so stehen bleiben:
Notabene: Ich möchte keinen vorführen, nur mal eine Entwicklung der letzten anderthalb Jahre aufzeigen.
Staatssekretär Georg Eisenreich und Alfred Gaffal, Ratspräsident der Stiftung Bildungspakt Bayern.
Die Stiftung Bildungspakt Bayern hat neue Schwerpunkte ihrer Arbeit gesetzt. Dazu gehören die Förderung besonders begabter Mittelschüler, Chancen des Einsatzes digitaler Medien in den Schulen und die bilinguale Förderung von Kindern an Grundschulen. Die Stiftung Bildungspakt Bayern ist eine Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, verschiedener Stiftungen und Zustiftungen. Sie wollen mit besonderen Projekten Modelle für die Zukunft aufweisen. Nach Ansicht von Ratspräsident Alfred Gaffal ist ein durchlässiges und differenziertes Bildungswesen die beste Grundlage für ein wettbewerbsfähiges Bayern.
Für Staatssekretär Georg Eisenreich ist es unabdingbar, dass sich die Schulleitung mehr am Management der Wirtschaft orientieren muss:
Deswegen muss, so Eisenreich, frühzeitig begonnen werden, Kinder zweisprachig zu unterrichten:
Auch die Mittelschulen sollen endlich gefördert werden. Begabung sei nicht gleich Hochbegabung, fügte Gaffal an, Talente gelte es dennoch zu fördern. Deswegen gebe es TAFF.
Staatssekretär Eisenreich erhofft sich von TAFF die Stärkung des Profils Mittelschule:
Rolf Kaulfuß, der im Kultusministerium für den Stiftungspakt Bayern zuständig ist, begründet die Initiative des Ministeriums:
Zunächst soll der bilinguale Unterricht an der Grundschule in Sport, Musik und Kunst abgehalten werden, er kann aber ausgedehnt werden:
Bis es soweit ist, dauert es noch etwas, so Staatssekretär Georg Eisenreich: