Für das Medienmagazin auf B5aktuell schrieb ich einen Beitrag über journalistische Blogger, deren Anspruch – und die Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Hier das Skript zum Beitrag. Die O-Töne sind kursiv.
Drei Jahre gibt es nun die Wasserburger Stimme, eine reine Online-Zeitung. Angefangen hat Christian Huber, in dem er die wichtigsten Meldungen des Tages nachmittags zum Download als pdf anbot. Bald merkte er, …
Dass sich das explosionsartig entwickelt hat, also auch die Nachrichtenlage, da is ganz schnell a Netzwerk zusammengekommen und der Nachrichtenstrom wurd also immer intensiver, bis nachad g’sagt hab, des geht nimmer nebenbei, des mach‘ ich jetzt hauptberuflich.
Mittlerweile hat Huber fünf Mitarbeiter vom Grafiker über eine Redakteurin bis zur Bürokraft. Die Nachrichten kommen hauptsächlich aus dem westlichen Altlandkreis Wasserburg, für die ehemalige Grafschaft Haag und für Bad Aibling gibt es schon Ableger. Mit der Wasserburger Zeitung, die zum Oberbayerischen Volksblatt gehört, pflegt er ein friedliches Nebeneinander. Das Besondere an der Wasserburger Stimme ist, dass sie vor Ort in der Postagentur und im Café auf einem Bildschirm gelesen werden kann:
Da red’n uns ganz, ganz vui Leit oo. Die steh‘n da, warten auf ihr’n Kaffee und lesen einfach die wichtigsten und neuesten Nachrichten von Wasserburg. Und des kimmt super oo!
Für Huber zählt dabei journalistische Glaubwürdigkeit und Schnelligkeit. Sein Grundsatz lautet:
Fährt die Feuerwehr raus, soll spatestens 20 Minuten später der Wasserburger wissen, warum die mit Blaulicht durch die Stadt gefahren sind.
Die Grenze zwischen Blog und Online-Zeitung ist bei Hubers Wasserburger Stimme schwimmend. Das gilt auch für die Blogs der Nürnberger Zeitung. Peter Viebig ist bei der NZ die Schnittstelle zwischen Print und Digital. Er tummelt sich nicht nur als „vipraum“ auf Twitter und bei facebook, sondern bloggt auch unter diesem Namen. Was er am Bloggen schätzt: Die Eigenständigkeit. So konnte Peter Viebig den Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly als Analog-Uli bezeichnen, ohne dass das jemand übel nahm:
Weil der mim Digitalen eigentlich wenig anfangen kann und am liebsten analog und mit Print-Kollegen unterwegs ist. Des sind also so Dinge, die man halt im Blog machen kann, die ich aber jetzt im Print nie bringen könnte. Im Blog geht so was.
Noch redet den Bloggern auch keiner rein:
Die Werbeeinnahmen steigen, die Zugriffe steigen, von daher hat wenigstens der Buchhalter irgendwo auch aa paar freundliche Zahlen, die er da angucken kann.
Denn auch die Nürnberger Zeitung bildet keine Ausnahme, was die sinkende Auflage angeht:
Die jungen Leut‘ abonnieren kei Zeitung mehr, die alten sterben weg. Dann musst Du irgendwie gucken, wo Du bleibst. Es hat ja kein Sinn, wenn Du jeden Monat Deine zwei Prozent Verlust verkündest und irgendwann landest Du an der Wand, weil ab ner gewissen Auflage lohnt sich der Druck nimmer. Deswegen muss irgendwas passieren, damit die Verlage überhaupt des Gefühl haben, wir haben a Zukunft.
Wenn die Zukunft der Zeitung nicht ganz sicher ist, dann macht es Sinn, dass sich Blogger professionalisieren. Dafür hat sich in München der Bloggerclub e.V. gegründet. Susanne Steiger, die stellvertretende Vorsitzende, verfolgt eine klare Linie:
Wir möchten ganz gerne wahrgenommen werden als ein seriöser Verein, der ernst genommen wird. Und dazu gehört, dass wir uns auch auf eine Basis einigen, die allen Bloggern, die dem Bloggerclub angehören, eigen ist. Das heißt, dass sich alle darauf verpflichten, diesen Bloggerkodex einzuhalten, mit dem wir auch nach außen hin auftreten können.
Ganz gleich, ob Kultur, Food- oder Strickblogger. Für alle gilt Transparenz, die Einhaltung von Urheberrechten und ein Mindestmaß an Niveau. Denn Blogs sind auch journalistische Gegenöffentlichkeit:
Insbesondere dann, wenn ich mir Blogs anschaue wie der Richard Gutjahr, bei dem ich auch weiß, dass er Quellen verifiziert, dass er sozusagen nicht einfach nur seine eigene Meinung kundtut und manchmal doch ganz andere Aspekte reinbringt als die, die man in der allgemeinen öffentlichen Journalistik findet.
Von Ausnahmen wie Peter Viebig oder Christian Huber abgesehen, werden die wenigsten journalistischen Blogger (derzeit) von ihrer Arbeit richtig leben können. Wenigstens Huber kann sich über die Zugriffe auf die Wasserburger Stimme freuen: Die Einheimischen bleiben treu:
Die fahr’n in Urlaub und dann hob i Klicks aus New York, I hab’s aus Australien, überall. Alle Wasserburger, die irgendwo san, verstraat san in da Welt, die fassen mia auf unserer Plattform z’samm und des is scho cool.